<![CDATA[SCHULINTERVENTION.CH - Blog]]>Tue, 19 Nov 2024 04:11:58 +0100Weebly<![CDATA[Pandemie und Home-School]]>Thu, 02 Apr 2020 14:29:07 GMThttp://schulintervention.ch/blog/pandemie-und-home-schoolvon Mario Antonelli

An alle Eltern von schulpflichtigen Kindern unter uns..
Eigentlich hatte ich nie geplant einen Blog zu schreiben. Aber dann kam Corona und vieles stand Kopf..

Im Sinne der elterlichen Sozialarbeit - und weil ich oft dazu angesprochen werde (vielleicht weil ich als Sozialpädagoge im Bereich der Volkschule tätig bin) - denke ich hier mal laut zum Thema «home schooling»nach.
 
Als Vater versuche ich die Sache entspannt anzugehen... 😉 HAHA Was für ein Scherz! Natürlich ist das wesentlich einfacher gesagt als getan!
 
Aber ernsthaft: es ist nicht unsere Aufgabe als Eltern, die Lehrpersonen zu ersetzen! Das können und müssen wir auch gar nicht.
Weil Emotionalität hier immer mitspielt, rate ich vor allem zu klaren Strukturen und Tagesabläufen!
Bei uns zuhause heisst das, dass wir klare Zeiten fürs Aufstehen, Zubettgehen, Schularbeit, Essenszeiten, Freizeit etc. definiert haben. Diese Tagesstruktur habe ich mit meinen Kids erarbeitet (mit gewissen Elementen die natürlich nicht verhandelbar waren..) und der Plan hängt schriftlich an der Wand.
 
Für die «Schulzeit» brauchen die Kids einen (aufgeräumten) Arbeitsplatz, der sozialverträglich und ruhig ist (am besten natürlich im eigenen Zimmer). Während dieser «Schulzeit» - das ist Schulzeit und nicht Hausaufgaben! - sind bei uns alle elektronischen Geräte weggeräumt (Plastikbox in meinem Heimbüro) und nur benutzbar, wenn sie zwingend für die Schularbeiten benötigt werden (nicht, dass der «Taschenrechner» zufällig auch noch «WhatApp»-Nachrichten empfängt..).
 
Die Kinder müssen in der «Schulzeit» selbständig arbeiten können! Auch im Schulzimmer sitzt die Lehrperson nicht 2-3 Stunden neben den Schüler/innen, sondern diese gehen zur Lehrperson, wenn sie irgendwo anstehen.
 
Mein 12jähriger Sohn hat schon nach ein paar Tagen begonnen, seine Arbeiten gemeinsam mit Schulkollegen zu machen - via Facetime auf dem iPad! Das klappt sehr gut, sie können sich gegenseitig den Stoff erläutern, miteinander erarbeiten. Nach anfänglicher Skepsis sehe ich das nun als gute (und sozial gesündere) Variante; auch in der Schule wird zu zweit oder in Gruppen gearbeitet.
 
Die Lehrpersonen sorgen für regelmässigen Kontakt mit den Schüler/innen. Wir Eltern müssen also nicht krampfhaft nach Lösungen suchen, die Kinder sollen ihre Lehrer konsultieren, bzw. für ihre «Sprechstunden» Fragen und Anliegen vorbereiten.
 
Computer, Playstation, Laptop-Games, Handy-Games, Instagram, YouTube.. 😲 Ojeeee.. Natürlich sind auch meine beiden Schüler/in zuhause der Faszination verfallen. Wir mussten im ersten Schritt klären, dass «Home School» keine Ferien sind und dann im zweiten Schritt auch hierzu klare Zeiten und Rahmenbedingungen vereinbaren. 
 
Ebenso brauchen wir alle regelmässige Bewegung und so müssen meine Kids 3x pro Woche mind. 30min Home-Sport treiben. Material ist vorhanden oder wurde teilweise noch online besorgt (Springseile..), ihr Programm dürfen und müssen sie selber definieren. Der kluge Sportlehrer meiner Tochter hat sogar ein Merkblatt mit Bewegungsideen gemailt…
 
Die Home-School-Phase kann auch eine Chance sein, dass die Kids ihre Eigenverantwortung steigern. Das braucht aber – vor allem Anfangs – sehr viel Klarheit von uns Eltern und ist sicher nicht einfach – und genauso wenig sind Konflikte zu vermeiden. Aber wann sind sie das schon..?! ☹
 
Ach ja noch was.. meine Kids mussten eine Ideenliste erstellen, was sie in der «Corona-Zeit» machen wollen, was sie sonst vielleicht nicht machen würden… Natürlich wurde diese Liste-Idee von freundlichen Äusserungen begleitet («Papi, du bist soooo mühsam», «keine anderen Eltern würden so was verlangen», «musst du immer so bünzlig sein?»). Schlussendlich sind aber bereits einige spannende Ideen zusammengekommen: Buch XY lesen, Film XY schauen, mit Mami 2 neue Kochrezepte ausprobieren, mit der App XY Spanisch lernen, Lego-Kiste aufräumen (und etwas davon online zur Sackgeldaufbesserung verkaufen) etc….
  
Sodeli, ich hoffe, der eine oder andere Gedanke ist für euch hilfreich.
Unterstützung für Eltern, Lehrpersonen und Schulen gibt’s auf: www.schulintervention.ch
 
Home schooling ist für uns alle eine Herausforderung und wir müssen leider davon ausgehen, dass die Phase noch eine Weile dauert. Ich wünsche Euch allen die nötige Ruhe und Entspanntheit – auch in den allfälligen «Schlimmste-Eltern-der-Welt»-Phasen.. 😉
Tragt euch Sorge – physisch und psychisch!]]>